Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, gibt es im Moment eine Abstimmung der Internationalen Laser Klassenvereinigung (ILCA), über eine Änderung der Klassenregeln. Die Änderung betrifft die Definition der lizensierten Laser Bootsbauer.
Bis jetzt beinhaltet diese die Bedingung, dass ein lizensierter Bootsbauer auch in Besitz des Warenzeichens für das jeweilige Gebiet sein muss. Im Moment trifft das auf den Australischen Bootsbauer für Australien und Ozeanien, den Japanischen Bootsbauer für Japan und Korea und Laser Performance für den Rest der Welt zu.
Seit einiger Zeit gibt es die FRAND-Bestimmungen (fair=gerecht, reasonable=nachvollziehbar and non discriminatory= und nicht diskriminierend) von World Sailing, denen die Laserklasse bis 1.8.2019 entsprechen muss, damit der Laser als Olympische Klasse bestätigt wird. Entgegen dieser Bestimmungen besteht jedoch aktuell eine Monopol-Situation dadurch, dass es fortbestehend nur drei Bootsbauer geben wird (und nur ein Bootsbauer pro Gebiet), es sei denn die drei Bootsbauer einigen sich untereinander auf eine Situation, in der Bootsbauer, die kein Warenzeichen für ein Gebiet besitzen, gegen eine Lizenzgebühr an die momentanen Bootsbauer auch die Erlaubnis hätten, den Klassenregeln konforme Boote unter dem Namen „Laser“ zu bauen und zu verkaufen.
Die Verhandlungen dazu laufen, und der EurILCA zufolge laufen Sie auch gut, jedoch sind es nur noch ca. 2 Wochen bis alle Parteien eine Einigung unterschrieben haben müssen.
Um zu verhindern, dass der Laser aus dem olympischen Programm fliegt, falls es bis zum 1.8. nicht zu einer vertraglichen Einigung kommt, lässt die ILCA nun abstimmen.
Abstimmen kann man bis zum 30.7.2019 unter diesem Link http://www.laserinternational.org/blog/2019/07/01/voting-now-open-for-proposed-2019-ilca-rule-change/.
Wenn die neue Regeländerung durchkommt, also mit 2/3 für „Yes“ gestimmt wird, haben wir einen Plan B, und neue Bootsbauer könnten, auch ohne Einigung der jetzigen großen drei, Boote herstellen – unter einem anderen Namen – aber Dank der Änderung der Klassenregeln wären diese Boote genauso legal für alle Laser-Regatten wie die „echten“ Laser. So würde der Laser in jedem Fall olympisch bleiben!
Dieses Prinzip kennen wir aus dem Opti, wo es auch verschiedene Bootsbauer gibt, man also z.B einen Far East, XSP oder Winner kaufen kann und mit allen drei Marken Optimist Regatten segeln darf.
Weil die Abstimmung erst einen Tag vor dem Stichtag von World Sailing endet, stellen einige ihre Rechtsgültigkeit und Glaubwürdigkeit in Frage. Aber wäre die Abstimmung letztendlich doch nicht gültig, hätte die ILCA sich sicher nicht die Mühe gemacht, eine Abstimmung einzuberufen.
Zwar wird auch behauptet, dass die ILCA mit der Abstimmung nur die laufenden Verhandlungen sabotieren möchte, aber mal ganz ehrlich: Würdest du eher deiner Klassenvereinigung, einer Non-Profit-Organisation mit gewählten Repräsentanten vertrauen oder darauf, dass eine Firma, die unser Equipment jahrelang überteuert verkauft hat, sich darauf einlässt, seine Rechte an dem Warenzeichen zu teilen, dass ihnen so viel Profit eingebracht hat?
Meine einzig logische Schlussfolgerung ist hier, unserer Klassenvereinigung zu vertrauen, dass sie ihre non profitable Aufgabe erledigt, genauso wie man von Laser Performance erwarten kann, dass sie in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse handeln.
Die Abstimmung wurde jetzt erst online gestellt, weil die ILCA auf der Masters Europameisterschaft in Roses vom 14.-20.6. schonmal Informationen herausgeben wollte, um für Verständnis zu sorgen und auch den 260 Masters Seglern Zugang zu den Informationen zu geben, die vielleicht nicht so viel auf Social Media unterwegs sind. Außerdem waren dort sicher einige Vorstandsmitglieder verschiedenster nationaler Klassenvereinigungen vor Ort, wie auch unsere 1. Vorsitzende Alexandra Behrens, die Informationen an die Segler in ihrem Land weitergeben können. Denn natürlich ist es im Interesse der ILCA, dass die Segler mit YES stimmen und die Regeländerung annehmen, sonst hätten sie, wie gesagt, sich sicher nicht die Arbeit gemacht.
Ich hoffe, meine Erklärungen bringen etwas Licht ins Dunkel. Natürlich ist der Text nicht komplett objektiv – ich habe großes Eigeninteresse daran, dass der Laser olympisch bleibt, und habe daher mit YES gestimmt. Ich habe den Text aber vor allem geschrieben, weil es, wie ich finde, sehr schwierig ist, einen Überblick zu bekommen zwischen all den (größtenteils in Englisch verfassten!) Pressemitteilungen, Facebook-Posts, Emails und Kommentaren.
Hier noch eine Übersetzung der Regeländerung, denn ich habe bisher überall nur die englische Version gesehen:
Definition „Bootsbauer“
Ein „Bootsbauer“ ist ein Hersteller, der die Rechte hat, ein Laser Warenzeichen zu benutzen, und der Rumpf, Zubehör, Ausstattung, Riggteile, Segel und Segellatten in strikter Übereinstimmung mit der Konstruktionsanleitung herstellt, und der durch World Sailing und die internationale Laser Klassenvereinigung als ein Laser Bootsbauer genehmigt worden ist.
Wer Fragen dazu hat, kann hier gerne kommentieren oder mir schreiben, und wie gesagt, auf Facebook, laserinternational.org, eurilca.eu und Co. findet man alles Mögliche zu dem Thema.
„Liebe Lena Weißkichel, sehr schön, dass Du Dich so intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. Wir hoffen, dass Du die Zeit gefunden hast, auch den Artikel auf Sailing Anarchy zu lesen, der eine etwas andere Sichtweise vermittelt.“
Liebe Deutsche Laser Klassenvereinigung,
Ja natürlich habe ich mich über beide Sichtweisen informiert, die Gründe für Nein zu stimmen, erscheinen mir jedoch nicht stichhaltig. Hier sind meine Gedanken zu eurem Kommentar:
„Man sollte sich Folgendes klarmachen: World Sailing, die ja am Ende über den Olympiastatus des Lasers entscheiden, hat sich wie folgt geäußert: 1. Die Deadline 1.8. für eine Einigung der Parteien über FRAND ist fix. 2. Die Abstimmung zur Klassenregeländerung wird behandelt wie alle anderen Abstimmungen zu Klassenregeländerungen; irgendeine Form von Vorabgenehmigung gibt es nicht. D.h.: wenn am 1.8. die Ergebnisse vorliegen, prüfen die jeweiligen nationalen Klassenvereinigungen, ob die Abstimmenden tatsächlich Mitglieder und damit stimmberechtigt sind. Dann wird das Ergebnis World Sailing vorgelegt, die das letzte Wort haben.“
Die ILCA kann sicher schon vor dem 31.7. anfangen Stimmen zu prüfen und zu zählen. Und warum sollte World Sailing die Regeländerung nicht annehmen? Sie kommt deren Forderung, dernach die Laserklasse sich den FRAND-Bestimmungen anpassen soll, doch nach.
„Wie kann das Ergebnis der Abstimmung noch irgend einen Einfluss auf die Entscheidung von World Sailing über den Olympiastatus des Lasers haben? Mittlerweile sind sich alle Parteien in der Sache auch einig und willens, die notwendigen Dokumente zu unterzeichnen.“
Was wir brauchen, ist das unterschriebene FRAND-Dokument – wenn alle Parteien willens sind, es zu unterschreiben, warum ist das noch nicht passiert?
„Es ist auch den Bootsbauern klar, dass eine Marktöffnung und ein Verbleib bei Olympia besser sind als keine Marktöffnung und der Verlust des Olympiastatus‘. Das Hauptproblem ist, dass Laser Performance im Moment kein klassenlegaler Bootsbauer ist und damit das FRAND-Dokument gar nicht unterzeichnen würde.“
Würde oder könnte? Wenn LP die Laserklasse am Herzen liegt, sollten sie alles in ihrer Macht stehende tun, um die Klasse zu erhalten, also das License Agreement unterschreiben! Tatsächlich würde LP doch mehr von einem License Agreement profitieren, als wenn es kein License Agreement gäbe, und die Regeländerung zum Tragen kommen müsste.
„Die Wiederherstellung von Laser Performance als klassenlegaler Bootsbauer, für die sich die EurILCA sehr einsetzt und für die auch Laser Performance alle von der ILCA gestellten Forderungen zu erfüllen bereit ist, wird derzeit von einigen Personen in der ILCA und PSA blockiert.“
Ich denke hier könnten sich beide/alle Parteien etwas entgegen kommen!
Wenn LPs Bedingung zur Unterzeichnung des FRAND-Dokuments ist, dass sie wieder ein legitimierter Bootsbauer werden, warum fordern sie das nicht öffentlich?
„Wir hätten also am 1.8. ein FRAND-Dokument, dass von 2 Bootsbauern unterzeichnet ist, die insgesamt ca. 300 Boote pro Jahr bauen.“
Tatsächlich hat PSA in den Sea Trial Dokumenten bekannt gegeben, dass sie 35 Boote pro Woche bauen könnten. Das wären pro Jahr 1820! Sie können nur im Moment nicht mehr als 250 Boote im Jahr verkaufen, also produzieren sie logischerweise auch nicht mehr. Genauso könnte PSJ laut den Sea Trial Dokumenten 200 statt 50 Boote pro Jahr bauen. Für die Periode bis es genug neue Bootsbauer in Europa gibt, gäbe es also keine Probleme neue Boote zu bekommen, was natürlich nicht heißen soll, dass LP nicht wieder ein Bootsbauer werden soll. Tatsächlich hat ILCA bisher nirgendwo offiziell bekannt gegeben, dass sie LP langfristig loswerden wollen. Bis das nicht offiziell ist, werde ich keinen Verschwörungstheorien glauben.
„Es ist zumindest fragwürdig, ob dies für World Sailing akzeptabel sein wird.“
Siehe oben – die Abstimmung sollte doch World Sailing zeigen, dass die Klasse alles Menschenmögliche tut, um den FRAND-Bestimmungen nachzukommen.
„Die Nutznießer dieser Situation sind ganz klar die beiden Bootsbauer PSA und PSJ. Und auch die ILCA, die die Markenrechte für das ILCA-Dinghy durch die Firma „Weatherhelm“ inne hat. Wenn man von kommerziellen Interessen redet, sollte man sich also nicht allein auf Laser Performance beziehen.“
In der Verfassung der ILCA ist klar festgelegt, dass die ILCA keine kommerziellen Interessen haben darf. Das Geld, welches von „Weatherhelm“ eingenommen würde, müsste also wieder der Klasse zugute kommen. Also solange es keine handfesten Beweise für irgendwelche Verschwörungstheorien gibt, werde ich auf die Einhaltung dieser Verfassung vertrauen.
„Ich hoffe, dass wir einiges klarstellen konnten und freuen uns auf weitere Wortmeldungen.“
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